Aufgabe 1
Bei einem Mathewettkampf sendet jede teilnehmende Schule ein Team bestehend
aus fünf Schülern. Die Teilnehmer der Gaußschule sind Stefan, Stefanie,
Steffen, Steven und Carl-Friedrich.
Nach dem Wettkampf vergleichen die fünf ihre Ergebnisse. Es stellt sich heraus, dass Stefanie das beste Ergebnis ihrer Schule erreichte und in der Ergebnisliste aller Teilnehmer genau in der Mitte steht. Auch Steffen ist mit seinem 48. Platz in der Gesamtliste sehr zufrieden. Nur Carl-Friedrich, der auf Platz 76 gelandet ist, muss etwas getröstet werden.
Wie viele Schulen nahmen am Wettkampf teil?
Lösung:
Zunächst bemerken wir, dass die Anzahl der Teilnehmer durch 5 teilbar sein
muss, weil jede Schule ein Team aus fünf Schülern sendet. Außerdem muss sie
ungerade sein, da es sonst nicht möglich wäre, dass es genauso viele bessere
wie schlechtere Schüler als Stefanie gibt. Weil Steffen schlechter ist als
Stefanie, befindet sich Stefanie schlechtestenfalls auf Platz 47. Daher ist die
Teilnehmeranzahl kleiner oder gleich
47 + 46 = 93. Da Carl-Friedrich auf dem
76. Platz ist, gibt es andererseits mindestens 76 Teilnehmer. Das einzige
ungerade Vielfache von 5 zwischen 76 und 93 ist 85. Die
Teilnehmeranzahl muss also 85 betragen. Damit haben
= 17 Schulen
teilgenommen.
Aufgabe 2
Finde alle zehnstelligen Zahlen, in denen jede Ziffer von 0 bis 9 genau
einmal vorkommt und bei denen für alle
k = 1, 2, 3,..., 10 die Zahl, die aus den ersten k Ziffern (von
links gezählt) gebildet wird, durch k teilbar ist.
Lösung:
Es gibt genau eine Zahl, die die Anforderungen erfüllt, nämlich
3816547290.
Sei a eine Zahl, die die Anforderungen erfüllt. Mit ai
bezeichnen wir die Zahl, die aus den ersten i Ziffern von a gebildet
wird. zi bezeichne die i-te Ziffer von a.
Der Anfang des Beweises ist einfach: Da a durch 10 teilbar sein soll, muss die letzte Ziffer, z10, die 0 sein. a5 muss durch 5 teilbar sein; da die Null schon vergeben ist, ist z5 = 5.
Weil a2, a4, a6 und a8 jeweils durch eine gerade Zahl teilbar sein sollen, aber nur noch vier gerade Ziffern (2, 4, 6 und 8) zur Verfügung stehen, verteilen sich diese auf die zweite, vierte, sechste und achte Ziffer von a. Die erste, dritte, siebte und neunte Ziffer sind daher - in noch unbekannter Reihenfolge - die Ziffern 1, 3, 7 und 9.
Weiter geht es mit der Betrachtung von a4 und a8, die beide durch (mindestens) 4 teilbar sein sollen. Nach dem bekannten Teilbarkeitskriterium sind dafür jeweils die letzten beiden Ziffern zu betrachten. Die jeweils vorletzte Ziffer ist, wie wir bereits wissen, ungerade. Ein ungerades Vielfaches von 10 ist nicht durch 4 teilbar, deswegen darf die jeweils letzte Ziffer ebenso nicht durch 4 teilbar sein, damit die letzten beiden Ziffern insgesamt durch 4 teilbar sind. (Das kann man auch an den Zahlen direkt überprüfen.) Also sind z4 und z8 die Ziffern 2 und 6, womit z2 und z6 die Ziffern 4 und 8 sein müssen.
Nun machen wir uns Teilbarkeiten durch 3 zunutze, das betrifft zunächst a3 und a6. (Die Teilbarkeit von a9 durch 9 ist automatisch gegeben, denn wegen z10 = 0 enthält a9 genau alle Ziffern von 1 bis 9 und hat daher die Quersumme 45.) Es müssen z1 + z2 + z3 und z1 + z2 + z3 + z4 + z5 + z6 durch 3 teilbar sein, also auch z4 + z5 + z6. Das bedeutet: Wenn z4 = 2 ist, muss z6 = 8 sein; ist z4 = 6, so folgt z6 = 4.
Wir fassen den bisherigen Stand zusammen: a ist von einer der beiden Formen
Noch einmal nutzen wir die Teilbarkeit von a8 durch 8 aus: Im Fall (a) muss z7 gleich 1 oder 9 sein, denn 836 und 876 sind nicht durch 8 teilbar. Ebenso ergibt sich, dass im Fall (b) z7 gleich 3 oder 7 sein muss. Nach analoger Argumentation wie oben muss z7 + z8 + z9 durch 3 teilbar sein. Im Fall (a) ist daher für z7 = 1 die Ziffer z9 gleich 2, 5 oder 8 (alles unmöglich, weil schon verwendet!), bzw. falls z7 = 9 ist, ist z9 gleich 3 (oder unmöglicherweise 6 oder 9). Im Fall (b) ist, falls z7 = 3 ist, z9 gleich 1 (oder 4) oder 7, und für z7 = 7 ist z9 gleich (0 oder) 3 (oder 6) oder 9.
Zum Schluss brauchen wir noch eine kleine Fallunterscheidung der verbliebenen Möglichkeiten - und prüfen, ob a7 durch 7 teilbar ist:
Fall | z7 | z9 | z1 | z3 | a7 | a7 durch 7 teilbar? |
(a) | 1 | - | - | |||
(a) | 9 | 3 | 1 | 7 | 1472589 | nein |
(a) | 9 | 3 | 7 | 1 | 7412589 | nein |
(b) | 3 | 1 | 7 | 9 | 7896543 | nein |
(b) | 3 | 1 | 9 | 7 | 9876543 | nein |
(b) | 3 | 7 | 1 | 9 | 1896543 | nein |
(b) | 3 | 7 | 9 | 1 | 9816543 | nein |
(b) | 7 | 3 | 1 | 9 | 1896547 | nein |
(b) | 7 | 3 | 9 | 1 | 9816547 | nein |
(b) | 7 | 9 | 1 | 3 | 1836547 | nein |
(b) | 7 | 9 | 3 | 1 | 3816547 | ja, 7 . 545221 |
Bei allen Fällen hier sind alle geforderten Teilbarkeiten außer die durch 7 erfüllt, denn die verwendeten Kriterien sind für die Teilbarkeit auch hinreichend, und damit ergibt sich, dass es genau eine Zahl gibt, die alle Bedingungen der Aufgabe erfüllt, nämlich a = 3816547290.
Aufgabe 3
Georg will auf einer großen Landkarte zwei Punkte, die genau 80 cm
voneinander entfernt sind, durch eine schnurgerade Strecke verbinden. Er hat
aber nur ein sehr kurzes Lineal der Länge 5 cm und einen großen Zirkel,
den er auf jede beliebige Radiuslänge kleiner oder gleich 50 cm
einstellen kann.
Kann er damit die gesuchte Strecke zeichnen?
Lösung:
Ja, Georg kann selbst mit seinen eingeschränkten Hilfsmitteln die beiden
Punkte durch eine schnurgerade Strecke verbinden.
Seien A und B die beiden zu verbindenden Punkte auf der Landkarte. Zuerst
stellt Georg den Zirkel auf
50cm (oder eine beliebige Strecke
größer als
40cm) ein und schlägt jeweils einen Kreis um die
beiden Punkte A und B. Da deren Abstand
80cm < 2 . 50cm beträgt, schneiden sich die beiden Kreise in zwei Punkten,
die wir M und N nennen. Aufgrund dieser Konstruktion ist die (nicht
eingezeichnete) Gerade durch M und N die Mittelsenkrechte der gesuchten
(aber ebenfalls noch nicht eingezeichneten) Strecke AB und vor
allem ist auch umgekehrt die Gerade (AB) die Mittelsenkrechte der Strecke
MN.
Nun stellt Georg den Zirkel auf eine Länge knapp unter 50cm ein, schlägt damit die Kreise um M und N und bestimmt deren beide Schnittpunkte X1 und Y1. Diese beiden Punkte liegen dann auf der Mittelsenkrechten von MN, also auf der Geraden durch A und B. Hat Georg den Radius groß genug gewählt, so beträgt der Abstand der beiden Punkte A und X1 weniger als 5cm und er kann sie auch mit seinem kurzen Lineal durch eine schnurgerade Strecke verbinden.
Indem Georg den Radius seines Zirkels nun nach und nach verringert, kann er weitere Punkte X2, X3, X4,... und Y2, Y3, Y4,... konstruieren, die zueinander jeweils einen Abstand von weniger als 5 cm besitzen und sämtlich auf der Geraden AB liegen.
Wählt er den Abstand der Punkte nicht zu klein, so wird er nach endlich vielen Schritten fertig sein.
Aufgabe 4
Frau von Klim und Bim will den Abend im Spielkasino verbringen. Sie will nur
am Roulettetisch spielen und jedes Mal 10 Euro auf ihre Lieblingsfarbe Rot
setzen. Zu Beginn hat sie genau 100 Euro. Sobald sie 200 Euro beisammen
hat oder aber sobald sie bankrott ist, hört sie auf zu spielen.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frau von Klim und Bim mit 200 Euro nach Hause fährt?
Hinweis: Beim Roulette gibt es die Zahlen von 0 bis 36, und genau 18 dieser Zahlen sind rot. Setzt man auf Rot und gewinnt, so erhält man das Doppelte des Einsatzes. Wenn keine rote Zahl fällt, ist der Einsatz verloren.
Lösung:
Zunächst bemerken wir, dass Frau von Klim und Bim ihren Roulette-Abend genau
dann beendet, wenn die Anzahl der siegreichen Runden die Anzahl der
verlustbringenden Runden das erste Mal um genau 10 übersteigt (dann hat sie 200
Euro) bzw. wenn der umgekehrte Fall eintritt (dann ist sie bankrott). Wenn wir
also die Gesamtzahl N der Spielrunden kennen und mit X die Anzahl der Siege,
mit Y die Anzahl der Niederlagen bezeichnen, dann gilt am Ende des Abends:
X + Y = N undX = Y + 10 bzw. Y = X + 10, | |
mit anderen Worten: X = bzw. X = . |
Es ist p = die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Rouletterunde eine rote Zahl fällt, also 1 - p = die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl nicht rot ist.
Nun berechnen wir die Wahrscheinlichkeit G(N), dass Frau von Klim und Bim nach N Runden mit 200 Euro nach Hause geht:
Analog ergibt sich die Wahrscheinlichkeit V(N), dass sie nach N Runden mit 0 Euro nach Hause geht:
Frau von Klim und Bim startet ihr Spiel mit 100 Euro, also genau in der Mitte von 0 und 200 Euro. Deshalb erhält man aus jeder Anordnung, die zum Bankrott führt, durch Austauschen von Gewinnrunden und Verlustrunden eine Anordnung, die zum 200-Euro-Ausgang führt. Man hat also in beiden Fällen die gleiche Anzahl von Anordnungsmöglichkeiten, d. h. A und B sind gleich. Daher gilt für gerades N 10:
Da das Spiel mit Wahrscheinlichkeit 1 nach endlich vielen Runden zu Ende ist, summieren sich die Wahrscheinlichkeiten aller möglichen Ausgänge zu 1. Die einzelnen G(N) summieren sich zu unserer gesuchten Wahrscheinlichkeit G, dass Frau von Klim und Bim das Casino mit 200 Euro verlässt:
1 | = G(1) + V(1) + G(2) + V(2) + G(3) + V(3) +... | |
1 | = G(1) . 1 + + G(2) . 1 + +... | |
= G . 1 + | ||
G | = 0, 368. |
Frau von Klim und Bim fährt also nur mit einer Wahrscheinlichkeit von ungefähr 36, 8 Prozent mit 200 Euro nach Hause; mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 63, 2 Prozent geht sie leer aus.
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