
Aufgabe 1
Die drei Musketiere Porthos, Athos und Aramis streiten sich darum, wer in der
bevorstehenden Nacht die erste Wache halten muss. Sie beschließen, dies durch
Würfeln zu entscheiden: Es wird der Reihe nach gewürfelt und wer als Erster
eine Sechs würfelt, muss Wache halten.
Ist das gerecht? Wie groß ist für jeden der drei die Wahrscheinlichkeit, Wache halten zu müssen, wenn sie der alphabetischen Reihenfolge nach würfeln?
Zusatz: Löse das Problem sicherheitshalber auch für die sieben Zwerge, Ali Baba und die vierzig Räuber bzw. gleich allgemein für n Streitende!
Lösung:
Betrachten wir zunächst die drei Musketiere Aramis, Athos und Porthos:
Allgemein beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Sechs beim Werfen eines
Würfels
, die Wahrscheinlichkeit, keine Sechs zu werfen,
.
Also beträgt die Wahrscheinlichkeit, bereits nach der ersten Runde Würfeln
Wache halten zu müssen, für Aramis
, für Arthos
.
(da dies voraussetzt, dass Aramis zuvor keine
Sechs gewürfelt hat) und für Porthos
.
.
(es dürfen weder Aramis noch Arthos eine Sechs gewürfelt
haben). Sollte nach der ersten Runde keiner der drei eine Sechs geworfen haben,
so wiederholt sich der Ablauf des Spiels und in der zweiten Runde gelten für
jeden wieder die gleichen Wahrscheinlichkeiten, nach dieser Runde Wache halten
zu müssen.
Insgesamt kann man also sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für Athos
-mal so groß und die für Porthos
.
-mal so groß ist wie die für Aramis, die erste Wache
halten zu müssen.
Sei nun mit p die Wahrscheinlichkeit für Aramis bezeichnet. Da die Summe der drei Wahrscheinlichkeiten genau 1 ergeben muss, gilt:
p + ![]() ![]() ![]() |
= 1 oder zusammengefasst | |
![]() |
= 1 und damit | |
p | = ![]() ![]() |
Die Wahrscheinlichkeiten für Aramis, Athos und Porthos sind also











Das Spiel ist nicht gerecht.
Für n Streitende lösen wir das Problem analog:
Sei wieder p die Wahrscheinlichkeit, dass der erste in der Runde zuerst Wache halten muss. Dann gilt:
p + ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
= 1, das heißt (*) | |
p . ![]() |
= 1 bzw. | |
p | = ![]() ![]() ![]() |
Für den i-ten Streitenden der Würfelreihenfolge ergibt sich dann eine Wahrscheinlichkeit von






Sei
s = 1 + +
+...+
.
Dann ist
. s =
+
+...+
.
Diese Gleichungen subtrahiert man nun und erhält:
1 -
. s = 1 -
, alsos =
Aufgabe 2
Auf einem Blatt Papier ist ein großes rotes gleichseitiges Dreieck
gezeichnet. Malte hat einen Vorrat grüner Papierstücke, die alle gleich
groß sind und ebenfalls alle die Form eines gleichseitigen Dreiecks haben. Er
nimmt fünf davon und legt sie so auf das rote Dreieck, dass sie dieses
vollständig abdecken.
Zeige, dass Malte dies auch schon mit vier grünen Dreiecken geschafft hätte.
Lösung:
Sei mit a die Seitenlänge des roten und mit b die der grünen Dreiecke bezeichnet.
Wir nehmen nun an, dass
b < ist: Da mit den grünen Dreiecken das
rote vollständig bedeckt werden soll, müssen insbesondere auch die drei Ecken
und die drei Seitenmitten des roten Dreiecks bedeckt werden. In einem Dreieck
der Seitenlänge a haben je zwei Seitenmitten und somit auch je zwei der
sechs genannten Punkte einen Abstand von mindestens
. Deshalb kann
ein grünes Dreieck, das einen dieser Punkte bedeckt, keinen weiteren der
Punkte bedecken. Man benötigt in diesem Fall also mindestens sechs grüne
Dreiecke.
Aus der Tatsache, dass für Malte schon fünf Dreiecke ausreichend sind, folgt,
dass
b
ist.
Da man durch Verbinden der Seitenmittelpunkte das rote Dreieck in vier
gleichseitige Dreiecke der Seitenlänge
zerteilen kann, folgt
direkt, dass Malte das rote auch mit vier der grünen Dreiecke bedecken
kann.
Aufgabe 3
Bei einer Mathematikarbeit stellte der Lehrer den Schülern zehn Fragen, die
jeweils mit ,,wahr`` (w) oder ,,falsch`` (f) beantwortet
werden
sollten. Für eine richtige Antwort gab es einen Punkt, für eine falsche
keinen Punkt. Ingo, Stephan, Elias und Jörg beantworteten die Fragen wie
folgt:
Name | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 |
Ingo | w | w | w | f | w | w | f | f | w | w |
Stephan | f | w | f | w | w | f | f | f | f | f |
Elias | w | f | f | w | f | f | w | f | w | f |
Jörg | w | w | f | w | w | f | f | w | w | f |
Wie viele Punkte wird Jörg wohl bekommen?
Lösung: Wenn man sich die ersten drei Zeilen der Tabelle genau
ansieht, so erkennt man, dass sich Ingo, Stephan und Elias nur bei Frage 8
einig waren und demnach bei allen neun anderen Fragen wenigstens einer der drei
falsch geantwortet hat. Somit konnten die drei zusammen nicht mehr als
3 . 10 - 9 = 21 Punkte erhalten. Da 6 + 7 + 8 = 21 ist, sie also tatsächlich genau diese
maximale Punktanzahl erhielten, müssen sie (zusammen) bei jeder Frage außer
Frage 8 genau einen Punkt verloren und bei Frage 8 gar keinen Punkt verloren
haben. Demnach ist die richtige Antwort auf jede Frage genau diejenige, für
die sich die Mehrheit der drei entschieden hat:
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 |
richtige Antwort | w | w | f | w | w | f | f | f | w | f |
Vergleicht man dies mit Jörgs Antworten, so sieht man, dass er sich nur bei Frage 8 geirrt hat und daher genau 9 Punkte erhalten wird.
Aufgabe 4
Peter zeichnet zwei Sehnen in einen Kreis und stellt fest, dass diese sich
gegenseitig halbieren. Zeige, dass Peter zwei Durchmesser gezeichnet haben
muss.
Nun zeichnet Peter zwei Sehnen in eine Ellipse, und wieder halbieren sich diese gegenseitig. Muss es sich auch diesmal um Sehnen handeln, die durch den Mittelpunkt der Ellipse gehen?
Lösung:
Seien AC und BD die beiden Sehnen, die sich im Punkt S schneiden und sich
gegenseitig halbieren. Dann ist zum einen | AS| = | CS| und
| BS| = | DS| und zum anderen
ASB =
CSD und
BSC =
DSA. Nach Kongruenzsatz sws sind die Dreiecke ABS und
CDS sowie die Dreiecke BCS und DAS also kongruent. Insbesondere heißt
das aber, dass | AB| = | CD| und | BC| = | DA|
ist. Das Viereck ABCD ist daher ein Parallelogramm.
![\includegraphics[width=50mm]{loes56_4}](img31.png)
Skizze (eines Falles, der letztlich falsch ist)
In einem Parallelogramm sind die Innenwinkel in gegenüberliegenden Ecken gleich groß (nach Wechselwinkelsatz). Da es sich bei dem Parallelogramm ABCD aber auch um ein Sehnenviereck handelt, ergänzen sich gegenüberliegende Winkel auch zu 180o. Daraus folgt, dass jeder Innenwinkel gleich 90o sein muss. Das Viereck ABCD ist also sogar ein Rechteck.
Daraus folgt dann aber schließlich nach der Umkehrung des Satzes des Thales, dass die beiden Sehnen AC und BD Durchmesser des Kreises sein müssen.
Auch bei einer Ellipse können sich zwei Sehnen nur halbieren, wenn sie durch den Mittelpunkt der Ellipse gehen. Um dies einzusehen, wenden wir einen kleinen Trick an. Legt man die Ellipse E so in ein Koordinatensystem, dass der Mittelpunkt im Ursprung und die große Halbachse auf der x-Achse liegt, so hat sie bekanntlich die Gleichung




Wichtig ist dabei folgendes: Ist M der Mittelpunkt der Strecke AB, so ist f (M) der Mittelpunkt der Strecke f (A)f (B).
Dies sieht man schnell ein, denn sind M = (xM, yM), A = (xA, yA) und B = (xB, yB) die Koordinaten der beteiligten Punkte, so gilt, wenn M Mittelpunkt von AB ist,


Dann ist aber auch







Außerdem ist das Bild der Ellipse E unter der Abbildung f ein Kreis mit Radius a und Mittelpunkt im Ursprung (0, 0), denn der Punkt (x, y) liegt genau dann auf der Ellipse, wenn





Nun ist der eigentliche Beweis nicht mehr schwer. Seien AC und BD zwei
Sehnen in der Ellipse E, die sich in S schneiden und sich gegenseitig
halbieren. Dann wenden wir die Abbildung f auf die gesamte Konstellation an
und sehen, dass f (A)f (C) und f (B)f (D) zwei Sehnen im Kreis f (E) sind, die
sich in f (S) schneiden und sich immer noch gegenseitig halbieren (weil f (S)
immer noch Mittelpunkt beider Sehnen ist). Wie im ersten Teil der Aufgabe
bewiesen, muss dann aber notwendig
f (S) = (xS,yS) = (0, 0) (der
Mittelpunkt des Kreises f (E)) sein. Daraus folgt aber sofort, dass schon S
selbst der Koordinatenursprung und damit der Mittelpunkt der Ellipse E war.
Bemerkung: Sehr erfreut hat uns an Euren eingesandten Lösungen der
Aufgabe, dass es sehr viele verschiedene (erfolgreiche) Ansätze gab: Wir
kennen jetzt sechs wesentlich verschiedene Lösungen. Eine weitere Lösung sei
im Folgenden skizziert (nach Daniel Luckhardt). Die anderen Lösungen
verwendeten geeignet gewählte Koordinaten und die Kreisgleichung, den
Sehnensatz, betrachteten die Mittelsenkrechten der Sehnen oder zeigten, dass es
zu jedem Punkt außer dem Mittelpunkt im Inneren einer Ellipse genau eine Sehne
gibt, die ihren Mittelpunkt auf diesem Punkt hat.
2. Lösung:
Sei AB eine Sehne im Kreis, deren Mittelpunkt S sei. Angenommen, es gebe
eine andere Sehne CD, die durch S halbiert werde. Die Figur aus den beiden
Sehnen ist dann punktsymmetrisch um den Punkt S.
Nun werde auch der Kreis an dem Punkt S gespiegelt. Da die Punkte A, B, C und D nach Voraussetzung bei der Punktspiegelung in dieser Reihenfolge auf die Punkte B, A, D und C abgebildet werden, hat der Bildkreis mit dem originalen Kreis vier verschiedene Punkte gemeinsam. Das geht nur, wenn die beiden Kreise identisch sind, und das heißt, dass S mit dem Kreismittelpunkt zusammenfallen muss.
Diese Argumentation lässt sich sogar auch für Ellipsen anwenden, denn das
Bild einer Ellipse unter einer Punktspiegelung (Drehung um 180o) ist
eine dazu kongruente Ellipse, deren Halbachsen parallel zu denen der originalen
Ellipse sind. Und zwei verschiedene solche Ellipsen können ebenfalls nur zwei
Schnittpunkte haben, wie man sich überlegen kann.
